Meilenstein des humanitären Völkerrechts

Viertes Genfer Abkommen besteht seit 75 Jahren

Am 12. August jährt sich ein entscheidender Meilenstein in der Geschichte des humanitären Völkerrechts zum 75. Mal: Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 1949 die bestehenden Genfer Abkommen um ein viertes ergänzt und insgesamt neu verabschiedet. Sie definieren die Mindeststandards des humanitären Völkerrechts in bewaffneten Konflikten.

„Eine zunehmende Anzahl an Konflikten in den letzten Jahren und deren starke Medienpräsenz sowie auch geographische Nähe lassen eine Sensibilität in der Bevölkerung wachsen. Der Jahrestag lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass es trotz aller Grausamkeiten bewaffneter Konflikte noch Momente gibt, in denen Regeln der Menschlichkeit eingehalten werden“, sagt Regine Reim, Konventionsbeauftragte und Ehrenamtliche beim DRK in Bonn.

Ihren Ursprung haben die Abkommen bereits im 19. Jahrhundert als Henry Dunant auf dem Schlachtfeld von Solferino grausame Szenen erlebt und fortan für neutrale Hilfsgesellschaften kämpft, die die Not der Soldaten lindern sollten. Daraufhin wurde 1863 das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gegründet und im darauffolgenden Jahr, am 22. August 1864, auf einer internationalen Konferenz die erste Genfer Konvention verabschiedet. Das Rote Kreuzes auf weißem Grund als Schutzzeichen für medizinisches Personal, Ambulanzen und Feldhospitäler war geboren.

Seitdem sind das IKRK und seine nationalen Hilfsgesellschaften, in Deutschland das DRK, verpflichtet, menschliches Leiden in allen Formen zu verhindern. Es ist daher unter anderem in Regionen internationaler Konflikte tätig und hat sich für die strikte Einhaltung und die Verbreitung des in bewaffneten Konflikten anwendbaren humanitären Völkerrechts einzusetzen.

Regine Reim konnte die praktische Anwendung der Abkommen 2022 selbst erfahren, als sie mit dem IKRK in der Region des Ukraine-Konflikts unterwegs war: „Der Schutz des roten Kreuzes auf weißem Grund, unter anderem für medizinische Einrichtungen, Material und Personal, abgestimmt mit den Militärbehörden, ließ uns mit Rettungswagen und Patienten zwischen den Kriegsparteien und über Grenzen hinweg passieren“, berichtet sie. „Anlässlich des Jahrestags am 12. August möchten wir verstärkt darauf hinweisen, wie wichtig die Einhaltung und Verbreitung der Werte und Schutzbestimmungen der Abkommen und die Verpflichtung zur Menschlichkeit sind.“

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